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SEV contra SUV

Sportlicher Ersatz-Verkehr Durlach 2022: Nur hier am hinteren Ende des Bahnsteigs kann man ihn offiziell verlassen, über die 1.  Ampel, dann zur 2. und flugs hat man beim 2.  Baum der Reihe (roter Pfeil) schon nach kurzer Wanderung den Anfang der SEV-Bushaltestelle auf dem Radweg erreicht;   Actioncam-Bilder: H. Jacobs

Wenn die Fahrgastzahlen im Öffentlichen Verkehr bis 2030 verdoppelt werden sollen, bedarf es dazu eines deutlich verbesserten Angebots, den Abbau vieler Hindernisse und eine gute Überzeugungsarbeit. SEV steht meist gleich für eine doppelte Barriere. SEV ist nicht nur eine Verschlechterung des Angebots, sondern auch ein SFG, ein Sprachlicher FehlGriff bzw. ein kommunikatives Desaster. Für Pufferküsser, Planer des Fahrplanangebots und regelmäßige Bahnfahrer mag SchienenErsatzVerkehr noch ohne weiteres verständlich sein. Ob die Abkürzung SEV Letzteren regelmäßig geläufig ist, kann man aber schon hinterfragen. All die, die man jetzt zusätzlich in die Bahn bringen will, und vor allem ausländische Gäste sind mit SEV und „Schienenersatzverkehr“ allerdings erfahrungsgemäß vollkommen überfordert.

Die Anbieter des Motorisierten Individualverkehrs auf der Straße sind da den Protagonisten des Öffentlichen Verkehrs mal wieder um Meilen voraus. Um davon abzulenken, dass Geländewagen mittlerweile überall rumfahren, wo sie eigentlich nicht hin gehören, bezeichnet deren Lobby sie einfach als Sport Utility Vehicle. Und unsere Gesellschaft ist so dämlich, den euphemistischen und irreführenden Begriff einfach zu übernehmen und spricht sogar von Sportwagen und Automobilsport. Dabei ist Autofahren das genaue Gegenteil von Sport. Sport hat etwas mit körperlicher Bewegung, Anstrengung und Muskelkraft zu tun. Wer mit dem Auto fährt, muss und will sich möglichst wenig bewegen und anstrengen. Man kann nicht oft genug Michael Adler mit seiner Aussage einst in der fairkehr zitieren: „Ausgemachter Schwachsinn, meine lieben Sportskameraden. Jede Oma mit Rollator ist sportlicher unterwegs als ihr in euren sanft gefederten Rennlimousinen. Mehr als den rechten Fuß bewegt ihr ja kaum.“

„Schienenersatzverkehr“ hingegen ist häufig deutlich sportlicher und nervenaufreibender, als wenn jemand mit 250 Sachen auf dem Hockenheimring im Kreis herum fährt. Nervenaufreibender schon wegen der Spannung, ob die Anschlüsse erreicht werden. Sportlich, um sie dann wirklich zu erreichen — mit zusätzlichen Wegen idealerweise noch mit Gepäck und ggf. in der dritten sportlichen Stufe erst recht, wenn die Information und/oder Ausschilderung so schlecht ist, dass noch nicht einmal klar ist, ob der Ersatz am Bahnhofsvorplatz oder am Hinterausgang abfährt.

Liebe Protagonisten des Bahnverkehrs: Wollt Ihr es der Autolobby daher nicht endlich nachmachen und den SEV in Sportliche Ersatz-Verbindung umbenennen? Vielleicht schafft er es dann auch — positiv besetzt — in den Sportteil von Zeitungen, Funk und Fernsehen gleichberechtigt mit der Raserweltmeisterschaft (neudeutsch: „Formel 1“). Oder bezeichnet ihn einfach — für alle verständlich — als Ersatzbusse. Aber setzt den Begriff „Schienenersatzverkehr“ bitte auf den Index.  

Reiner Neises

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