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  Pro Bahn   

Buslinie verbindet Mittelbaden und Elsass

Linie 231 nach Frankreich steht abfahrbereit vor dem Bahnhof Rastatt;   Foto: Gerhard Stolz

Buslinie verbindet endlich den mittelbadischen Raum mit dem Elsass: Linie 231 soll Menschen aus beiden Ländern zusammenbringen

Am 12. Dezember 2022 wurde zwischen Rastatt und dem elsässischen Soufflenheim eine Montag bis Freitag stündlich und an Samstagen und Sonntagen zweistündlich verkehrende Buslinie eingerichtet. Diese Linie wird, so der Landrat des Landkreises Rastatt, Christian Dusch, das Mobilitätsangebot zwischen den beiden Ländern deutlich verbessern. Darüber geredet sei genug, jetzt würden Taten folgen, was auch dem Bedürfnis vor allem der jüngeren Bevölkerung entspricht. Allerdings gab es bisher zwischen der Höhe Karlsruhe — Wörth und der Höhe Straßburg — Kehl auf einem Abschnitt von mehr als 70 km überhaupt keine Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln, weder auf der Schiene noch auf der Straße. Deshalb ist dieser Schritt mit der Linie 231 so beispiellos bahnbrechend und wird auch von Vertretern der Initiative Trans-PAMINA mit Freude zur Kenntnis genommen. Deren Zielsetzungen gehen allerdings wesentlich weiter. Die Buslinie stellt lediglich einen Zwischenschritt zu einem wirklich sinnvollen Verkehrskonzept im gesamten PAMINA-Raum dar, mit Reaktivierung der Bahnlinie Rastatt — Haguenau und angepassten angebotsorientierten zusätzlichen Buszubringerlinien.

Einen interessanten verkehrspolitischen Beitrag bei den Eröffnungsfeierlichkeiten leistete die Staatssekretärin im baden- württembergischen Verkehrsministerium, Elke Zimmer, die auf den Mehrwert dieser Buslinie verwies, der vor allen Dingen den Nichtmotorisierten zu Gute komme. Der Bereich Freizeit sei bisher immer zu kurz gekommen und werde von der Landesregierung gefördert und zwar durch das Angebot an nachhaltiger Mobilität, das heißt Verdoppelung des öffentlichen Verkehrs und Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs. Die bisher vorhandene Mobilitätsroutine muss endlich verändert werden, so die Staatssekretärin.

Die übrigen Grußworte können unter der Rubrik „Das Übliche“ abgespeichert werden. Hauptsächlich ging es um bessere Verbindungen zwischen den beiden Ländern und um die Umwelt- und Klimafreundlichkeit des öffentlichen Verkehrs und darum, dass die „Blech-an-Blech-Lawine“, die in Richtung Mercedes-Werk täglich unterwegs ist, reduziert werden soll. Das Eigenlob stand dabei häufig im Mittelpunkt. Dabei hat man vergessen oder man weiß es nicht, dass sich schon vor 30 Jahren Bürgerinitiativen aus dem Elsass, Baden und der Südpfalz zusammengetan haben, um über grenzüberschreitende Verbindungen nachzudenken und diese auch einzufordern. Daraus entstand dann die deutsch-französische Initiative Trans-PAMINA.

Angeboten wird montags bis freitags ein Stundentakt, der allerdings immer wieder Abfahrtszeitenverschiebungen und Änderungen der Laufwege beinhaltet. Samstags sind ähnliche Verschiebungen zu verzeichnen und eine Ausdünnung zum Zweistundentakt, ebenfalls sonntags.

Die ersten Fahrten der Linie 231 am Tag der Eröffnung der Strecke und der Feierlichkeiten hatten jeweils überschaubare Fahrgastzahlen.

Kommentar:
Wunsch und Wirklichkeit

Die Fahrgastzahlen bei den Fahrten am Eröffnungstag gegen 13 Uhr in Richtung Soufflenheim und auch in Richtung Rastatt hielten sich in Grenzen. Die Grenze bei der Wintersdorfer Brücke wurde in beiden Richtungen jeweils von vier Fahrgästen überquert, der Autor hat sich selbst mitgezählt. Von einer anderen Fahrt wurde von je einem Fahrgast pro Richtung gesprochen, jeweils ein Beschäftigter bei Mercedes-Benz. Bleibt zu hoffen, dass durch ein geschicktes Marketing, wie der Bürgermeister von Rœschwoog, Michel Lorenz, die Situation schilderte, die Fahrgastzahlen steigen werden.

Aber genau um diese Beschäftigten drehte sich der Großteil der Reden bei der Eröffnungsveranstaltung. Das „Blech an Blech“ stand bei vielen im Mittelpunkt. Leider vergaß dabei jeder Redner oder Rednerin, dass ein Ausbremsen des Autoverkehrs nur dann gelingt, wenn dieser unattraktiver gemacht wird. Es stellt sich die Frage, warum Mercedes so viele kostenlose Parkplätze ganz nah an den Arbeitsplätzen zur Verfügung stellt? Trotzdem wurde der Vertreter von Mercedes-Benz von einigen Rednern mit Lob überschüttet, weil die Firma sich an den Kosten der Buslinie beteiligt. Man muss sich vergegenwärtigen, der Bus biegt von seiner kürzesten Route ab, um eine Bushaltestelle auf dem Mercedes-Benz- Parkplatz Tor 6 zu bedienen. Fahrgäste von und zu dieser Haltestelle waren bei der genannten Fahrt Fehlanzeige. Nicht jedoch die freien Parkplätze auf dem riesigen Gelände. Die übrigen Fahrgäste, hauptsächlich aus Wintersdorf, durften diese „Sonderfahrt“ mitmachen.

Dabei verliert der Linienbus Fahrzeit, geschätzt mindestens vier Minuten. Sonstige unerwünschte und unnötige Verzögerungen kann man im gesamten Linienverlauf feststellen. In Wintersdorf dreht der Bus sogar wegen einer anzufahrenden Haltestelle eine Sonderrunde durch den halben Ortsteil. Ebenfalls verwundert die umwegige Linienführung in Rastatt, die ungefähr 10 Minuten Fahrzeit kostet. Ein weiteres Problem könnte gelöst werden, wenn die Ampeln mehr in Richtung Vorrang für den Bus geschaltet würden.

Die Verbindung ins Elsass soll für drei Jahre gesichert sein. Das heißt, die Fahrgastzahlen müssen unbedingt gesteigert werden. Auch eine Verlängerung in Richtung Haguenau muss angestrebt werden und unverständlich ist, warum nicht Baden-Baden in den Genuss einer Verbindung ins Elsass kommt. So bleibt noch die Hoffnung, dass die von vielen Seiten gewünschte Reaktivierung der parallelen Bahnlinie Rastatt — Haguenau nicht allzu lange auf sich warten lässt.

Hintergrundinformation:

Das zweisprachige Weißbuch/Livre Blanc listet die Ziele von TRANS-PAMINA in einzelnen Bausteinen auf:

Die Bausteine aus dem Weißbuch der Initiative Trans-PAMINA:

  1. Baustein 1: Busverbindung Baden-Baden — Rœschwoog (— Haguenau)
  2. Baustein 2: Reaktivierung der Bahnlinie Rastatt — Wintersdorf — Haguenau.
  3. Baustein 3: Stundentakt im Bahnverkehr Karlsruhe — Wörth — Lauterbourg — Strasbourg
  4. Baustein 4: Stundentakt im Bahnverkehr Neustadt — Wissembourg — Strasbourg
  5. Baustein 5: Einführung eines grenzüberschreitenden Tarifs

Link zum Weißbuch:
www.trans-pamina.eu/IMG/pdf/weissbuch_livre_blanc_transpamina_2016.pdf

Gerhard Stolz

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