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Kerosinregen — kein Thema für Baden-Württemberg?

Kerosinablass Airbus; Ausschnitt aus File:FuelDumpA340-600.JPG aus Wikimedia Commons vom Nutzer Bobmil42 Lizenz: CC BY 3.0, siehe creativecommons.org

Wenige Kilometer entfernt von hier in Rheinland-Pfalz regnet es mit schöner Regelmäßigkeit Kerosin. Um einen Zwischenstopp zu vermeiden, starten Langstreckenflieger meist mit einem höheren Startgewicht als dem zulässigen Landegewicht. Bei regulärem Flugverlauf wird das Übergewicht von bis zu 100 Tonnen Kerosin — für einen einzigen Flug wohlgesagt — bis zur Landung am Zielort verbrannt. Tritt unterwegs, insbesondere bereits beim oder kurz nach dem Start eine Unregelmäßigkeit auf, kann es sein, dass der Pilot sich für einen Abbruch des Flugs entscheidet. Für diesen Fall sind größere Fracht- und Passagiermaschinen, aber auch Militärflugzeuge mit einer Ablasseinrichtung für Kerosin ausgerüstet. Nach Mitteilung des außerplanmäßigen Manövers an die Deutsche Flugsicherung, um zu gewährleisten, dass der Luftraum unter der Maschine frei ist, wird der Treibstoff in einer (offiziellen) Mindesthöhe von 1.800 m mit hohem Druck in die Atmosphäre gepumpt. Die Entscheidung darüber liegt allein beim Piloten; Gründe für den Flugabbruch werden nicht gezielt erfasst.

Regional erfolgt der Kerosinablass insbesondere über einem Teil Bayerns, der Nordsee und zu zwei Dritteln über Rheinland-Pfalz, wobei Kerosin ablassende Flugzeuge ganz besonders gerne Runden über den benachbarten Regionen der Pfalz drehen. Begründet wird dies offiziell mit der Vielzahl an Flughäfen in der Region mit Frankfurt, Luxemburg, Saarbrücken, Köln/Bonn, dem Flughafen in dem 190-Seelen-Dorf Hahn im Hunsrück und diversen Militärflughäfen und der Vorgabe, den Treibstoff über möglichst dünn besiedeltem Gebiet abzulassen. Gleichzeitig wird der Bevölkerung erzählt, dass das Abspritzen des Kerosins in die Atmosphäre unproblematisch sei und kaum etwas am Boden ankomme. Laut Lufthansa sollen es nur 8 Prozent sein — bei 92 Tonnen wie beim Vorfall vom 28. Juli wären das immerhin 7 Tonnen. Der Rest soll sich — im wahrsten Sinne des Wortes — in Luft auflösen. Verunreinigte Pflanzen- und Bodenproben habe es bislang nicht gegeben. Sie werden aber offenbar auch gar nicht genommen. Denn belastbare Untersuchungen gibt es nicht und sind auch nicht beabsichtigt. Obwohl die existierenden Gutachten 25 Jahre alt sind, soll ein von der Umweltministerkonferenz beim Umweltbundesamt in Auftrag gegebenes Gutachten, das für Ende des Jahres angekündigt ist, nur auf der Basis dieser veralteten Daten erstellt werden. Konkrete Messungen sind nicht vorgesehen. Ein Schelm, der sich Böses dabei denkt.

Augenzeugenberichte vor allem aus der Pfalz sagen etwas ganz anderes aus. Und während die Landesregierungen in Mainz und Saarbrücken mittlerweile durch die öffentliche Diskussion ordentlich unter Druck geraten sind, kümmert es im benachbarten Baden-Württemberg bislang niemand. Dabei wäre es doch naheliegend, dass — falls das Kerosin sich doch nicht in Luft auflöst — bei den meist herrschenden Westwinden das meiste davon östlich des Rheins runterkommt. Und die Luftverkehrslobby bleibt auch eine Erklärung dafür schuldig, weshalb der Kerosinablass nur über dünn besiedeltem Gebiet erfolgen soll, wenn eh nichts am Boden ankommt.

Was wäre zu tun?

Reiner Neises

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 3/18

Stand des Artikels: 2018! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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