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Das Eselprojekt: Umweltfreundliche Biotoppflege auf dem alten Flugplatz

Die Esel bei der "Arbeit"; Foto: Carsten Weber

Der alte Flugplatz Karlsruhe (Neureut): Für die Karlsruher Bevölkerung Frischluftschneise mit stadtklimatischer Bedeutung, für gefährdete Pflanzen- und Tiergemeinschaften Lebensraum von überregionaler Bedeutung. Auf dem steppenähnlichen Gelände wachsen Kostbarkeiten wie Silbergras und Sprossende Felsennelke. Zu bestimmten Jahreszeiten, insbesondere im Frühsommer, werden die kargen Sandflächen von einem auffallenden Blütenflor überzogen.

Der Mauerpfeffer und die Zypressenwolfsmilch überziehen die Fläche mit einem strahlenden Gelb, der Gewöhnliche Reiherschnabel und der Feld-Thymian mit an Heideflächen erinnerndem Rosa. Hügel und Sand-Vergißmeinnicht schließlich verleihen einen märchenhaften blauen Hauch. Pflanzensoziologisch sind v.a. Rotschwingel-Rotstraußgras-Magerrasen, artenreiche Tiefland-Borstgrasrasen und Sandrasen anzutreffen. Alle Sandrasenausbildungen wie auch die Magerrasentypen genießen den Schutz durch § 24a NatSchG. Die Sandrasen der Flugsanddüne sowie die Borstgrasrasen stehen außerdem unter den europaweit geltenden Schutzbestimmungen der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie).

Die Blauflügelige Ödlandschrecke, Sandlaufkäfer, zahlreiche Wildbienenarten und viele andere Insekten fühlen sich hier ebenso wohl wie selten gewordene Vögel, etwa Schwarzkehlchen und Rebhuhn. Zur Das Eselprojekt: Umweltfreundliche Biotoppflege auf dem alten Flugplatz Zugzeit gilt das Gelände als wichtiges Rastgebiet für Brachpieper.

Früher als Exerzier- und Flugplatz genutzt und regelmäßig gepflegt, würde sich die Fläche heute -- ohne Nutzung bzw. Pflege -- letztendlich zu Wald entwickeln. Das ist eine ganz natürliche Entwicklung, die sogenannte Sukzession. Um die besondere Flora und Fauna der Magerrasen auf dem alten Flugplatz zu erhalten, sind Pflegemaßnahmen daher ein absolutes "Muss". Zum einen muss ein Brachfallen der Sandrasen mit einhergehender Verbuschung verhindert werden, zum anderen darf die Fläche nicht mit Nährstoffen angereichert werden. Doch wie und durch wen pflegen lassen? Da die Beweidung mit Schafen wegen der erheblichen Störung der Tiere durch Hunde und Jogger eingestellt werden musste, galt es, eine andere Lösung zur Erhaltung des Geländes zu finden.

Das Schwarzkehlchen hat innerhalb der beweideten Flächen 2004 erfolgreich gebrütet; Foto: Carsten Weber

Geboren wurde die Idee der Eselbeweidung nach der Besichtigung von Beweidungsprojekten in Darmstadt, wo mit dieser Art der Pflege auf vergleichbaren Flächen hervorragende Ergebnisse erzielt wurden. Zum einen zeigten sich die Esel völlig gelassen gegenüber Störungen wie in die Weidefläche eindringende Hunde -- eine Eselstute machte in zwei kritischen Situationen im Sinne der Selbstverteidigung sogar kurzen Prozess und erlegte die Hunde per Hufschlag. Zum anderen führte die Eselbeweidung innerhalb relativ kurzer Zeit zur fantastischen Bestandsentwicklung einer Steinschmätzerpopulation sowie der positiven Entwicklung der Vegetationsbestände. Außerdem ist die Eselbeweidung kostengünstiger und schonender als Pflegemethoden mit Geräten.

Seit 28. Februar 2004 wird der nördliche Teil des Alten Karlsruher Flugplatzes von vier Eseln -- einem Wallach sowie drei Stuten -- beweidet. Das von der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege (BNL) Karlsruhe initiierte "Eselprojekt" läuft auf der ca. 24 Hektar großen Fläche zunächst versuchsweise für ein Jahr. Projektträger und ­partner sind neben der BNL das Umweltamt der Stadt Karlsruhe, der BUND, der NABU sowie private Sponsoren.

Die Tiere beweiden derzeit eine 3,5 ha große Fläche innerhalb einer doppelten Abzäunung. Indem der mobile Elektrozaun regelmäßig weitergerückt wird, können die einzelnen Teilbereiche des Alten Flugplatzes gezielt gepflegt werden. Die robusten Tiere benötigen als Nahrungsergänzung lediglich Mineralien und Vitamine -- eine Zufütterung erfolgt nicht: Esel gelten als sehr genügsam und vertilgen auch längst abgestorbene, trockene Gräser. Wichtig ist, dass die Tiere nicht von Passanten gefüttert werden. Denn nur, wenn sie sich ausschließlich von dem ernähren, was an Ort und Stelle wächst, bleibt die Nährstoffbilanz auf dem Gelände gleich. Außerdem kann die Fütterung der Esel Koliken sowie die Hufrehe, eine gefährliche Hufkrankheit auslösen.

Die Eselbeweidung wird wissenschaftlich begleitet. So werden etwa die Bestände von Pflanzen, Vögeln, Laufkäfern und Spinnen untersucht. Schon nach vier Monaten Eselbeweidung zeichnet sich nun auch in Karlsruhe eine eindeutig positive Entwicklung ab. Zu erwähnen sind insbesondere

Der Alte Flugplatz Karlsruhe: Zur Zugzeit wichtiges Rastgebiet für den seltenen Brachpieper; Foto: Carsten Weber

Wer das Eselprojekt zur Erhaltung des alten Flugplatzes unterstützen möchte

Auch wenn sich durch Abstimmung vom 18.05.04 die Mehrheit des Karlsruher Gemeinderates (durch die Stimmen von CDU, FDP/A und OB) für eine Teilbebauung des Alten Flugplatzes ausgesprochen hat (gegen die heftige Kritik von Grünen, SPD, KAL und dem PDS-Stadtrat), ist eine solche äußerst fraglich, da auf FFH-Flächen keine Entscheidungshohheit, wohl aber ein "Verschlechterungsverbot" gilt. Bleibt also zu hoffen, dass der Alte Flugplatz vollständig erhalten wird, das Karlsruher "Eselprojekt" weiterhin erfolgreich verläuft und nicht zuletzt mittels Unterstützung durch die Karlsruher Bürger fortbestehen und ausgebaut werden kann.

Wer spezielle Fragen zum Eselprojekt hat oder dieses unterstützen möchte, kann sich mit dem das Projekt betreuenden Eselbesitzer, Herrn Carsten Weber, Tel.: 0721/9812420, in Verbindung setzen.

Margarete Ratzel

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 2/04

Stand des Artikels: 2004! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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