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Schwalbenschwanz am Natternkopf Alle Fotos: M.Ratzel |
Der Sommer bietet die beste Gelegenheit, die Natur bei angenehmen Temperaturen auch bei Dämmerung und Nacht zu genießen:
Zauneidechse beim Sonnenbad |
An warmen Abenden lassen sich z.B. an Waldrändern und Gewässern im Dämmerlicht nach Insekten jagende Fledermäuse beobachten. Während Erwachsene die Tiere nur optisch, nicht aber akustisch wahrnehmen, können viele Kinder die Fledermäuse auch hören. Dies liegt daran, dass Kinder in der Lage sind, höhere Frequenzbereiche wahrzunehmen, als Erwachsene.
Je nachdem, wo man unterwegs ist, kann man mit etwas Glück gleichzeitig den Lichterzauber der Glühwürmchen erleben. “Fliegende” Lichtpunkte stammen von den flugfähigen männlichen, verharrende Lichter in Bodennähe dagegen meist von den flügellosen weiblichen Käfern.
Die Wechselkröte benötigt vegetationsarme Flächen mit flachen, besonnten, temporären Gewässern. Heute lebt sie fast ausschließlich in Sekundärbiotopen wie Kiesgruben. |
Während Erdkröten und Braunfrösche bereits im Frühjahr abgelaicht haben (s. u&v 1/06), feiern Grünfrösche, Laubfrosch, Kreuz- und Wechselkröten erst jetzt im Sommer Hochzeit. Wie bei den Vögeln verfügt auch hier jede Art über ihre arteigenen Rufe, anhand derer man sie leicht bestimmen kann. Während die Grünfrösche auch tagsüber rufen, legen die mitunter kilometerweit zu hörenden Kreuzkröten und Laubfrösche erst in der Dämmerung so richtig los. Lassen Sie sich ein solch beeindruckendes Konzert nicht entgehen! Dass weder die Alttiere noch ihr Laich oder Nachwuchs gestört bzw. gar entnommen werden dürfen, versteht sich für Naturfreunde von selbst!
Die Holzbiene ist auf morsches Holz in Streuobstwiesen und Gärten angewiesen. Der übertriebene Ordnungssinn der Menschen macht ihr zu schaffen. |
Tagsüber lassen sich in den Sommermonaten besonders gut Vögel, Eidechsen, Libellen, Schmetterlinge und andere Insekten beobachten. In Gärten und Streuobstwiesen fällt die fast 2,5 cm große, beeindruckende Schwarze Holzbiene auf, die besonders gerne Staudenwicken-, Blauregen- und Muskatellersalbeiblüten besucht. Viele Menschen halten sie wegen ihres lauten, brummenden Fluggeräuschs fälschlicherweise für einen Käfer. Es handelt sich aber um die wunderschöne, wärmeliebende und größte Wildbienenart Deutschlands. Wegen ihrer Lebensansprüche muss die Art bereits in der “Vorwarnliste” geführt werden. Kein Wunder, denn sie benötigt abgängige oder tote Holzstämme, in die sie ihre kreisrunden Nistgänge von 1 cm Durchmesser selbst mit ihren Mundwerkzeugen herausbeißt, um hierin die Kinderzimmer für den Nachwuchs anzulegen. Die kreisrunden Bohrlöcher, unter denen jede Menge Sägespäne liegen, sind ein sicherer Beweis für die Anwesenheit des edlen Tiers. Besonders gerne lebt sie in Streuobstwiesen und Gärten. Wer der Holzbiene helfen möchte, beseitigt hier keine absterbenden Bäume. Im Garten kann man diese übrigens wunderschön mit Ramblerrosen überwuchern lassen — ein wundervoller Anblick! Besitzt man einen Kamin, sollte man — sollten einige der gelagerten Brennhölzer von ihr besiedelt sein (kreisrunde Bohrlöcher/Sägemehl!) — diese Stücke beiseite legen und keinesfalls verfeuern.
Gartenrotschwanz |
Im Juli ist die Brutzeit für die meisten Vögel vorbei. Überall sind Jungtiere anzutreffen. Für die Alttiere beginnt meist die Mauser, eine für viele Arten nicht ungefährliche Zeit. Da Teile des Gefieders ausgewechselt werden, sind insbesondere etliche Entenarten für mehrere Wochen flugunfähig, andere Arten sind in ihrer Flugfähigkeit zumindest eingeschränkt. In dieser Zeit sind sie ganz besonders auf störungsfreie Deckung, etwa innerhalb von Schilfgebieten, angewiesen.
Weißstorchfamilie |
Was die Lautäußerungen angeht, geht es in der Vogelwelt nun recht still zu. Nur noch wenige Arten, z.B. die Goldammer, lassen noch regelmäßig ihren Gesang erklingen. In den Städten fallen im Sommer die schrillen, lauten Rufe der mit sichelförmigem Erscheinungsbild rasant über die Dächer sausenden Mauersegler auf — unser “Biergartenvogel” sozusagen. Er ist der am besten an die Luft angepasste Vogel, der zudem zu den Arten mit der kürzesten Aufenthaltsdauer im Brutgebiet gehört. Wenn er uns ab Mitte Juli bereits verläßt, unternehmen die flüggen Weißstörche gerade mal ihre ersten Flugversuche. Die Störche ziehen erst gegen Ende August ab, um den Winter im fernen Afrika zu verbringen. In den letzten Jahren ist allerdings ein Trend zu beobachten, dass immer mehr Zugvogelarten zumindest teilweise den Winter bei uns verbringen oder aber - so wie die sogenannten Strichvögel - nur bei extremen Witterungsbedingungen ausweichen.
Rosenkäfer |
Im Offenland sammeln sich im Spätsommer und Herbst größere Trupps oder Vogelschwärme (Stare, Schwalben, ...). Wunderbare Naturschauspiele sind zu beobachten, etwa riesige Schwärme von Staren, die abends gerne in Schilfröhrichte einfallen, um dort — sicher vor Fraßfeinden wie Füchsen o.ä. — zu nächtigen. Kurz- wie auch Langstreckenzieher machen sich von Ende Juli bis Anfang November auf den Weg ins Winterquartier. Insbesondere im September und Oktober ziehen riesige Mengen an Vögeln in südliche Richtungen. Nachts kann man oft ziehende Drosselschwärme hören, wobei sich die verschiedenen Arten an den unterschiedlichen Rufen unterscheiden lassen.
Auch wenn viele Vögel wegziehen, wird es bei uns nicht langweilig: Ersatz bieten etliche Arten, die aus kälteren Gefilden zu uns ziehen, um bei uns das Winterhalbjahr zu verbringen:
So lassen sich schon ab Herbst an Gewässern neben den Durchzüglern bereits die sogenannten Wintergäste beobachten. Es handelt sich um Zuzügler aus dem hohen Norden, etwa aus Skandinavien, die bei uns überwintern. Mit etwas Glück lassen sich zwischen den Massen an Tafel- und Reiherenten auch Kostbarkeiten wie Schellenten und Gänsesäger beobachten.
Igel |
Wintergast des Offenlandes ist die Saatkrähe, die etwa Mitte Oktober in riesigen Schwärmen aus Rußland bei uns als Stammgast eintrifft. Bis Anfang März suchen die Vögel insbesondere auf Wiesen und Äckern nach Nahrung. In den Wäldern, Ufergaleriewäldern und Parks lassen sich z.B. Erlenzeisige und Bergfinken beobachten.
Um den Winter gut zu überstehen, verzehren die “Winterschläfer” unter den Säugetieren - etwa Igel und Siebenschläfer - im Herbst soviel wie irgend möglich. Von der angefressenen Fettschicht zehren sie während des Winterschlafes, um im Frühjahr wieder schlank aufzuwachen. Wer dem Igel helfen möchte, legt am Besten Reisighaufen, Holzstapel und andere Verstecke an, lässt das Fallaub in seinem Garten liegen und verzichtet auf den Einsatz von Schneckenkorn.
Als Feuchtwiesenpflanze ist die Knollige Kratzdistel (links) mittlerweile gefährdet.
Ohne Brennesseln und Raupen gäbe es keine Tagpfauenaugen! |
“Winterruher” wie z.B. das Eichhörnchen unterbrechen ihren Schlaf im Gegensatz zu den “Winterschläfern” regelmäßig, um fressen zu gehen. Daher kann man sie im Herbst beim Sammeln und Verstecken von Nahrungsvorräten wie Eicheln, Nüssen und sonstigen Leckerbissen beobachten. Eichhörnchen verstecken ein Vielfaches von dem, was sie später wiederfinden und verzehren können. Da sie all die Früchte vergraben und somit zahlreiche Gehölze aussäen, gelten Sie — ebenso wie der Eichelhäher — als “Gärtner”. Den ganzen Winter über aktiv bleibende Säuger wie das Reh wechseln ihr Fell in einen dichteren, farblich getarnten Winterpelz. Das im Sommer rotbraune Reh wird zum Winterhalbjahr hin graubraun.
Kostbarkeiten am Wegesrand: Die Sumpfstendelwurz (links) lebt auf Feuchtwiesen, die Hummelragwurz (rechts) auf Magerrasen. |
Im Herbst zeigt sich die Natur von ihrer farbenprächtigsten Seite: Viele Laubgehölze verfärben sich in herrlichen Rot-, Orange- und Gelbtönen. Warum aber kommt es überhaupt zu einem derartigen Naturschauspiel?
Da die Gehölze im Winter kein Wasser aufnehmen können, dürfen sie in dieser Zeit auch keine großen Wassermengen durch Transpiration verlieren (ein alter Laubbaum verdunstet an einem Sommertag etwa 600 Liter Wasser), sonst würden sie vertrocknen. Um den Winter schadlos überstehen zu können, produzieren die Bäume daher zum Schutz der Zellen nicht nur eine Art Frostschutzmittel, sondern sie müssen sich im Herbst auch von ihren Blättern trennen. Bevor der Baum jedoch sein Blatt freigibt, transportiert er alle wertvollen Blattinhaltsstoffe zwecks Einlagerung in Zweige, Äste und den Stamm. Wertvolle Zuckerverbindungen, das Blattgrün (Chlorophyll) und weitere Stoffe werden also recycelt. Nur weniger wertvolle Bestandteile wie rote Karotinoide oder gelbe Farbstoffe (Xanthophylle) verbleiben im Blatt. Die leuchtend roten und gelben Farben, die uns so erfreuen, werden also nicht erst im Herbst gebildet, sondern waren bereits den ganzen Sommer über vorhanden und lediglich vom grünen Chlorophyll “überdeckt”.
Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 2/06
Stand des Artikels: 2006! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.