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Seit 30 Jahren im Gespräch |
Seit 30 Jahren ist der VCD aktiv, hier bei Lauterburg |
Die Jahreszahlen verschwimmen, und die Erinnerung an die Aktivitäten der vergangenen 30 Jahre ist überwiegend verblasst. So ist meine Einlassung zum 30. Geburtstag unseres Kreisverbandes auch eher ein lockerer Rückblick, frei aus dem Gedächtnis.
Fakt ist, unser Kreisverband wurde am 28. April 1988 gegründet und Rainer König zum ersten Vorsitzenden gewählt. „Der Verkehrsclub für Umweltbewusste“, so lautete sein Slogan seinerzeit, war in Karlsruhe angekommen. Allerorten war Aufbruchstimmung in der alternativen Verkehrsszene. Auch bei uns gab es unbändigen Tatendrang, sprühende Ideen und viel Elan. Konzepte wurden entwickelt (Autofreie Innenstadt), Ausstellungen organisiert (Alptraum Auto), Broschüren verfasst (Mit Rad und Bahn in die Region), Seminare abgehalten (Bad Herrenalb), Redaktionsarbeit für die Mitgliederzeitschrift „kreisfairkehr“ geleistet, Öffentlichkeitsarbeit gemacht, eben beharrlich und kreativ an dem dicken Brett gebohrt — weniger Autoverkehr, mehr Fuß-, Rad-, Bus- und Bahnverkehr. Der VCD machte sich bei den Medien, den Verwaltungen und den Verkehrsunternehmen einen Namen.
Die Vorsitzenden wechselten und hießen dann Edgar Stüber, Marion Schroedter, Michaela Müller, Heiko Jacobs. Und aus dem „kreisfairkehr“ wurde im Laufe der Jahre der „umwelt & verkehr“, der zu gut einem Drittel vom VCD gefüllt wird.
Dank Verkehrsdirektor Dieter Ludwig erlebte unser öffentlicher Nahverkehr einen sensationellen Aufschwung. Die Umweltkarte gibt es bereits, ein Tarif- und Verkehrsverbund entsteht. Stadtbahnlinien, überwiegend mit neu entwickelten Zweisystemfahrzeugen, verbinden das Umland in allen Himmelsrichtungen mit der Karlsruher Innenstadt, das Schienennetz in die Region wird stetig vergrößert. Noch nicht erschlossene Stadtteile erhalten Schienenanschluss. Der Taktfahrplan wird Selbstverständlichkeit. Da staunte auch der VCD und spendet Beifall. Der Beifall hat sich in letzter Zeit allerdings etwas gelegt, nachdem unser Vorzeige-ÖPNV leider starke Kratzer bekommen hat.
Nicht mehr lange, dann wird ein Tunnel die zentrale Innenstadt vom Schienenverkehr entlasten. Um Umsteigezwänge nach Inbetriebnahme des Tunnels zu vermeiden, setzt sich der VCD zusammen mit PRO BAHN für den Verbleib zweier oberirdischer Linien in der Kaiserstraße ein.
Aus einer bescheidenen Anzahl von Radwegen entsteht ein städtisches Radroutennetz aus Fahrradstraßen, Tempo-30-Zonen, Straßen im Mix mit dem Kfz-Verkehr und benutzungspflichtigen Radwegen. Die Forderung, weg vom unsicheren baulich getrennten Radweg abseits der Fahrbahn, verbreitete sich und gehört aktuell zu unseren Themenschwerpunkten. Tempo 30 in der Stadt und Radfahren auf der Fahrbahn ist eine zentrale Forderung zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse in geschlossenen Ortschaften.
Im nördlichen Einzugsbereich unseres Kreisverbandes entwickelt sich ein vom Land gefördertes Radwegenetz, woran auch unser VCD beteiligt ist.
Neue Trends, wie E-Fahrräder, Lastenradinitiativen und der Ausbau von Radschnellwegen gewinnen, unter Mitwirkung unseres Kreisverbandes, an Akzeptanz.
Autoteilen wird für immer mehr Menschen eine Alternative zum eigenen Auto. Stadtmobil wird Deutschlands CarSharing-Unternehmen mit den meisten Autos pro Einwohner.
Das lange währende, zähe Ringen um Verbesserungen für den Fußverkehr zeitigt Erfolge. Der im Verkehrsalltag zur Restgröße verdrängte Fußgänger bekommt, Stadtteil für Stadtteil, einen Teil der von Autos beparkten Fläche zurück. Das Zufußgehen in einigen Wohnquartieren ist seither spürbar angenehmer geworden, auch wenn manche Lösungen nicht vermeidbaren Kompromissen geschuldet sind.
Karlsruhe ist ÖPNV-Hauptstadt, Fahrrad- Hauptstadt, CarSharing-Hauptstadt, nicht zu vergessen die Baustellen-Hauptstadt und bald auch noch Fußgänger-Hauptstadt? Donnerwetter!
Geblieben sind die Probleme des Autoverkehrs. Zu viel Platz, zu viel Lärm, zu viele Abgase, zu viele Verkehrsopfer, zu viel Energieeinsatz, zu viel Landschaftsverbrauch durch Neu- und Ausbau von Straßen und zu viel Aggression im Straßenverkehr. Gerade die SUV mit ihrer martialischen Wirkung durch Größe und aggressivem Styling fördern diese Entwicklung. Raserei und die neueste Unsitte der Branche — Autoposing — tun ihr übriges.
Der öffentliche Verkehrsraum wird auch zukünftig vom Auto dominiert. Aktionstage wie Park(ing) Day (dritter Freitag im September) oder die Fahrradaktion Critical Mass (letzter Freitag im Monat) helfen mit, ihn für andere Nutzer zurückzugewinnen. Der VCD ist dabei.
Dem Zeitgeist folgend hat sich nun auch unser VCD Logo verändert und firmiert jetzt etwas unverbindlicher unter „Mobilität für Menschen“.
Und eine angemessene Geburtstagsfeier im Rahmen unserer Mitgliederversammlung Anfang April, mit Sekt und Häppchen, gab es natürlich auch. Dort wurde außerdem eine Fotorückschau geboten aus alten Fotos mit lauter jungen VCD-Aktiven. Manche davon sind noch aktiv, ein paar Jahre älter zwar, trotzdem immer noch motiviert, auch wenn die Mühen der Ebene erreicht sind. Das ist erstaunlich, oder?
Die das Jubiläumsereignis würdigende Pressemitteilung wurde von unserer Tageszeitung leider nicht veröffentlicht. Schade.
Uwe Haack Erster Vorsitzender und von Anbeginn mit dabei
Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 2/18
Stand des Artikels: 2018! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.