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Baden-Württemberg-Tarif — erste Erfahrungen und Beobachtungen

Weiterfahrt nach bw-Tarif, günstiger als ...
... Weiterfahrt nach DB-Tarif: Aufpassen!

Seit dem letzten Fahrplanwechsel am 9. Dez. 2018 gilt für Bahnfahrten in Baden-Württemberg, soweit diese über einen Verkehrsverbund hinaus gehen, und einigen bestimmten angrenzenden Strecken der neue „bw-Tarif“, der den bisherigen DB-Preisstufe-C-Tarif abgelöst hat. Von offizieller Seite legt man Wert darauf, dass der bw-Tarif ein Tarif der beteiligten Eisenbahnverkehrsunternehmen ist — kein Tarif des Landes und auch kein reiner DB-Tarif. Ein gewisser Druck zur Einführung des bw-Tarifs habe sich aus zunehmender Verbreitung „neuer“ Eisenbahn-Verkehrsunternehmen ergeben (hier im Raum Abellio und Go-Ahead), die nicht mehr automatisch zwingend den DB-C-Tarif anwenden (würden).

Der bw-Tarif besteht aus folgenden Komponenten:

0. Kaufmöglichkeiten

Der Verkauf ist im Prinzip unabhängig von Verkehrsunternehmen. In der Praxis erhältlich sind bw-Tarif-Fahrkarten an Fahrkartenautomaten und Schaltern der DB und Abellio sowie im Internet — bis auf weiteres jedoch nicht an stationären oder mobilen Automaten von AVG und VBK. Dort fürchtet(e) man sich vor der Komplexität, Fahrkarten „von überall nach überall“ verkaufen zu müssen (bzw. nicht zu können). Aber einige spezielle Relationen (zum Beispiel die bisher durch den Ü-Tarif abgedeckten) hätte man durchaus gleich in den Automaten hinterlegen können.

1. Einzelfahrt in Baden- Württemberg über einen Verkehrsverbund hinaus

Der Preis basiert auf Entfernungskilometern, ist gegenüber dem bisherigen DB-Tarif ca. 25 % billiger (die Bahncard wird anerkannt) und enthält ohne Aufpreis auch die Zubringer- und Abbringer-Fahrt in den Verbundtarifzonen am Start- und Zielbahnhof.

2. Weiterfahrt (im Anschluss an vorhandene Zeitkarten) innerhalb eines Verkehrsverbunds

Damit gibt es jetzt offiziell eine Möglichkeit, Anschlussfahrkarten zur Weiterfahrt im Nachbarverbund zu bekommen — wo man bisher (bei strenger Auslegung der Bestimmungen) stets mit einem Bein im Gefängnis stand, wenn man sich vorab die Nachbarverbund-Fahrkarten auf konspirativen Wegen besorgte, bzw. darauf verwiesen wurde, doch an der Tarifgrenze auszusteigen und nach dortigem Kauf der Anschlussfahrkarte auf den nächsten Zug (in einer Stunde oder sowas) zu warten.

Speziell aufpassen muss man beim VRN (Verbund Rhein-Neckar). Dieser erstreckt sich über Baden-Württemberg hinaus, wo die bw-Weiterfahrt nicht anwendbar ist, wohl aber die DB-Weiterfahrt. Hier muss man an den DB-Automaten gleich am Anfang den richtigen Einstieg wählen. Sonst bekommt man durchaus auch für Strecken innerhalb des bw-Tarifgebiets (zum Beispiel Bad Schönborn — Heidelberg) den DB-Weiterfahrt-Tarif verkauft zum höheren Preis, ohne Verbundgültigkeit am Zielbahnhof und ohne die Rückgabemöglichkeit bis zum Tag vorher.

Hingegen ein Abellio-Automat kennt den DB-Weiterfahrt-Tarif nicht und bringt bei Strecken wie Bad Schönborn — Frankenthal (innerhalb des VRN, aber über den bw-Tarif hinaus) nur eine unverständliche Fehlermeldung.

Diese „bwWEITERFAHRT“ ist offensichtlich nicht streng an einen Kilometertarif gebunden, sondern wird vom jeweiligen Verbund in eigener Entscheidung gestaltet und kann je nach dem teurer oder billiger sein als der reguläre Verbundtarif. Ein Beispiel ist Wannweil — Kirchentellinsfurt, die mutmaßlich kürzeste Strecke zwischen zwei Bahnhöfen in verschiedenen Verbundtarifzonen, für 3,80 €. Für den gleichen Preis kommt man auch von Reutlingen-Sondelfingen (Sondelfingen! nicht Sindelfingen!) nach Tübingen-Derendingen: das sind 19 statt 2 Streckenkilometer, aber genau die gleichen Tarifzonen des Verbundes „naldo“.

3. Zeitkarten

Hier gibt es vorerst keine Änderung (d. h. Verbundzeitkarten bzw. der DB-Streckenzeitkartentarif gelten unverändert), sondern diese ist (erst) für die zweite Stufe in ca. zwei Jahren geplant.

4. Abschaffung bisheriger verbund-übergreifender Fahrkarten

Fahrkarten mit Gültigkeit in mehr als einem Verbund wurden je nach dem in den bw-Tarif überführt (Baden-Württemberg-Ticket in seinen verschiedenen Ausprägungen, Metropol-Tagesticket, RegioX-Ticket) oder aber (quasi über Nacht) einfach abgeschafft.

Speziell im Raum Karlsruhe entstand Verwirrung bzw. Missstimmung, weil damit der KVV-Tarif nicht mehr auf den Pforzheimer VPE-Schienenstrecken anerkannt wird (inzwischen gibt es eine Tageskarte „Regio-Spezial“, die im Gebiet von KVV und VPE gilt, zu ähnlichen Bedingungen wie zuvor die reine KVV-Tageskarte) und auch die Ü-Karten entfallen sind (auf Pfälzer Strecken gibt es sie noch, aber in Baden-Württemberg sind jetzt die entsprechenden bw-Tarif-Fahrkarten fällig — aber in den Bahnen nicht zu bekommen). Beim RegioX-Ticket wurde der Geltungsbereich eingeschränkt auf die Verbünde KVV, VPE, VGC und VGF — entfallen sind somit die Strecken nach Heilbronn, Öhringen, Achern und Bietigheim-Bissingen.

Interessanterweise scheinen andere Verbünde von diesem bw-Tarif-Zwang weniger beeindruckt als der KVV. Zum Beispiel im Nachbarverbund TGO gelten übergreifende Fahrkarten wie zum Beispiel Europass+FDS oder badisch24 „einfach so“ weiter (wurden also weder abgeschafft noch in den bw-Tarif übergeführt).

Martin Theodor Ludwig

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 2/19

Stand des Artikels: 2019! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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