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Licht aus!

Milchstraße; Foto: Pixabay, freie Nutzung
Bäume, die wegen Beleuchtung im Herbst ihr Laub nicht rechtzeitig abwerfen, riskieren Frostschäden
Zielgerichtet auf den Weg geleuchtet anstatt ins NSG Alter Flugplatz; Fotos: Mari Däschner

Wenn die Sonne untergeht, sind wir es gewohnt, künstliche Lichtquellen zu nutzen um weiter arbeiten zu können oder Freizeitaktivitäten nachzugehen. Laternen erhellen Straßen und Plätze in den Städten, und Lampen sorgen für ausreichend Raumhelligkeit in den Häusern am Abend und in der Nacht. Elektrisches Licht ist in vielen Fällen notwendig, beispielsweise aus Sicherheitsgründen im Straßenverkehr, aber ein erheblicher Teil des künstlichen Lichts in unserem Alltag wird allein aus ästhetischen Gründen, als Industrie- und Gebäudebeleuchtung oder zu Werbezwecken eingesetzt und das — dank gestiegener Energie-Effizienz bei gleichzeitig sinkenden Kosten — in immer stärkerem Ausmaß. Die Nacht ist nicht mehr dunkel, der übertriebene Einsatz von Kunstlicht ist zum Problem geworden und weitet sich Jahr für Jahr aus. Unter dem Titel „Verlust der Nacht“ widmete sich dem Thema Lichtverschmutzung auch eine Ausstellung in Karlsruhe, die bis zum 3.11.2025 im Regierungspräsidium zu sehen war.

Um zu verstehen, warum die künstlich erhellte Nacht so problematisch ist, muss man sich nur einmal vergegenwärtigen, dass der Tag-Nacht-Rhythmus eine seit etwa 3 Milliarden Jahren ziemlich konstante planetare Größe ist, an die sich fast alle Lebewesen evolutionär angepasst haben. Als Taktgeber für die innere Uhr steuert Licht viele lebenswichtige Prozesse bei Pflanzen, Tieren und Menschen, ob Blühzeitpunkte, Schlaf- und Wachphasen oder Zellregeneration. Da die meisten Insekten nachtaktiv sind, wird Lichtverschmutzung als eine der Hauptursachen für das dramatische Insektensterben angesehen, mit entsprechend katastrophalen Folgen auf ganze Ökosysteme und damit auf das gesamte Leben. Geschätzte 150 Milliarden Insekten sterben jedes Jahr in Deutschland nur durch die Straßenbeleuchtung. Direkte negative Folgen haben die künstlichen Lichtquellen beispielsweise auch auf Vögel und Fledermäuse, die sich nicht mehr orientieren können, und auf viele andere Tiere, die nachts von Laternen und Scheinwerfern geblendet werden und von letztlich tödlichen Verhaltensänderungen betroffen sind. Schließlich leidet auch die menschliche Gesundheit, denn Störungen beim Schlaf-/Wachrhythmus können Burn-Out hervorrufen und viele andere schwerwiegenden Erkrankungen bis hin zu Krebs fördern.

Der Mangel an Dunkelheit in der Nacht und die von Städten und Industriegebieten erzeugten diffusen Lichtglocken, die die Atmosphäre weithin erhellen, lassen uns zudem den Sternenhimmel nicht mehr erkennen. Offenbar hat etwa ein Drittel der Menschen in Deutschland noch nie die Milchstraße gesehen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Energieverbrauch. Obwohl uns die LED-Technik viel sparsamere Leuchtmittel gebracht hat, führt der inflationäre Einsatz von Lämpchen, Gebäudestrahlern und besonders fragwürdige Garten-Illuminationen zu immer weiter steigendem Stromverbrauch — ein typischer Rebound-Effekt.

Wir müssen also zum Schutz der Umwelt, im Sinne der Nachhaltigkeit und aus eigenem Interesse der Lichtverschmutzung dringend entgegen wirken, indem wir Lichtquellen dort, wo sie unnötig sind, ausschalten und sie an den wirklich unverzichtbaren Stellen optimieren. Mit geringerer Helligkeit, angepasster Lichtfarbe und verbesserter Lichtführung kann schon viel erreicht werden. Bewegungsmelder, die intelligent eingestellt sind, der Verzicht auf „kalte“ LED mit dem schädlicheren hohen Blauanteil und Abschirmvorrichtungen an Laternen, die Streulicht in die Umgebung verhindern und stattdessen zielgerichtet auf den Weg leuchten, sind Beispiele für wirksame Maßnahmen.

Besonders in der Nähe von Naturschutzgebieten und anderen wertvollen Ökosystemen ist die Anpassung des Lampendesigns wichtig, das hat auch das Forschungsprojekt NaturLicht gezeigt. Unter anderem in Karlsruhe konnte durch den Einsatz einer neuen, abgeschirmten Beleuchtung an der Grenze zum Naturschutzgebiet die Zahl der vom Licht angezogenen Insekten in etwa halbiert werden. Für eine wirkliche Trendumkehr sind weitere wissenschaftliche Untersuchungen und vor allem die rasche praktische Umsetzung der bereits bestehenden Erkenntnisse in Sachen umweltfreundliche Beleuchtung nötig.

Mari Däschner

www.paten-der-nacht.de

www.tatort-strassenbeleuchtung.de

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