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Zu wenig Platz für Autos, Radfahrer, Radparker und vor allem für Fußgänger, ob Kunden oder nicht; F.: H. Jacobs |
... titelte ein Positionspapier des VCD Karlsruhe aus dem Jahr 2012 (abgedruckt im u&v 2/12). Formuliert wurde es zu einer Zeit, als die Fortbewegung auf zwei Beinen kaum als Teil von Mobilität wahrgenommen wurde. Das ein oder andere hat sich daran geändert. Auf Druck des Landes musste die Stadt Karlsruhe die offizielle Duldungsregelung aufgeben, nach der illegales Parken auf Gehwegen nicht geahndet wurde, solange ein — etwa für Elektrorollstühle oder Zwillingskinderwagen — viel zu geringer Platz von 1,20 m verblieb. Heraus kam ab 2019 das Konzept „Faires Parken“, dem letztlich kein legaler Parkplatz zum Opfer fiel. Es entstanden ganz viele neue, mit der Maßgabe, dass jetzt eine Breite des Gehwegs von mindestens 1,60 m verblieb. In der Praxis sieht das dann oft genug anders aus, wenn motorisierte Zeitgenossen großzügig über die markierten Begrenzungen parken oder gar nicht auf die Idee kommen, dass auch ein in den Gehweg hineinragender Außenspiegel ein Hindernis sein kann. Und auch abgestellte Fahrräder und Elektroroller stellen sich häufig als Störfaktor heraus.
Als das ursprüngliche Radverkehrskonzept von 2005 im Rahmen von „BYPAD“ zur Überarbeitung stand (s. u&v 1/22), schrieb sich die Stadt Karlsruhe auf die Fahnen, den Fußverkehr mit einzubinden. 2021 wurde daraufhin das „Karlsruher Programm für Aktive Mobilität“ verabschiedet. Deutlich wurde allerdings auch, dass der Fokus der meisten an der Ausarbeitung Beteiligten auf dem Radverkehr lag. Der anschließende „Fuß- und Radentscheid“, für den 24.000 Karlsruher unterschrieben hatten, wurde aus formalen Gründen nicht zur Abstimmung zugelassen. Was von den Forderungen vielleicht dann doch über Stadtplanungsamt und Kommunalpolitik den Weg in die Umsetzung findet, muss sich zeigen.
Vor diesem Hintergrund hat sich im Januar eine neue Fußverkehrsinitiative gebildet (s. u&v 3/24) — außerhalb des VCD, aber mit starker Unterstützung von VCD-Mitgliedern.
Beim dritten Treffen im März äußerte die Initiative den Wunsch, als Arbeitsgruppe mit Namen „Tempo 7“ unter dem Dach des VCD zu wirken. Und es wurde gleich konkret: Bereits für den Freitag, 9. Mai, nach Redaktionsschluss, aber vor Druck des u&v, war eine erste Aktion angemeldet — in Form einer Art Reallabor in der Karlstraße auf der Westseite der Haltestelle Karlstor. Die Haltestelle und der dortige Edeka-Markt bringen viel Publikumsverkehr mit sich — zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit der Bahn —, für den der Platz nicht reicht. Verdeutlicht werden soll eine andere denkbare Aufteilung. Der u&v 2/25 wird darüber berichten.
Erfreulich auch, dass die scheidende Bundesregierung es in der Abwicklungsphase doch noch geschafft hat, eine „Nationale Fußverkehrsstrategie“ zu verabschieden. Nun wird die neue Bundesregierung gefordert sein, sie umzusetzen.
umverka.de/hefte/heft212/zu_fuss_in_karlsruhe.html
karlsruhe.de/mobilitaet-stadtbild/mobilitaet/radverkehr/karlsruher-programm-fuer-aktive-mobilitaet