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Kritische Begleitung des Mediationsverfahrens; Foto: ErS/ka-news |
Viel Wirbel gibt es seit einem halben Jahr um ein Vorhaben der Atom-Forschung im Hardtwald — gerade einmal 10 km vom Karlsruher Schlossturm entfernt. Die Gebäude des Instituts für Transurane (ITU) der europäischen Einrichtung EURATOM sollen modernisiert und erweitert werden. Während das ITU aus Gründen der Sicherheit die Baumaßnahme als zwingend ansieht, lehnt die Gemeinde Linkenheim-Hochstetten das Vorhaben rundweg ab. Doch über das Baurecht entscheidet nicht die Gemeinde sondern der Landkreis. In einem Mediationsverfahren, das Michael Sailer vom Öko-Institut Darmstadt seit Mitte September leitet, sollen Gefahren und Notwendigkeiten für den Bürger transparent dargestellt werden. Auf diese Weise soll Akzeptanz für das Vorhaben geschaffen und ein Rechtsstreit vermieden werden.
Laut ITU-Chef Thomas Fanghänel soll mit dem Neubau der Zugang zu radioaktivem Material restriktiver gehandhabt werden können. 1,8 m dicke Mauern sollen dann sogar gegen Flugzeugabstürze schützen. Die Kritiker, allen voran der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisieren die Forschung des ITU an neuen Atombrennstoffen. Fanghänel sieht dagegen den Arbeitsschwerpunkt des ITU im Sicherheitsbereich, so z. B. in der Identifikation illegal gehandelten Spaltmaterials. Aber auch im medizinischen Bereich werde geforscht. So sollen mit neuen Verfahren Tumore gezielter angegangen und die Beeinträchtigungen für die Patienten deutlich reduziert werden.
Umstritten ist aber vor allem die Genehmigung der Lagerung radioaktiven Materials. Das ITU hat seit den 60er Jahren eine Genehmigung bis zu 180 kg Plutonium und 50 kg Uran-235 zu lagern. Die Menge soll nicht erhöht werden und wurde nach Aussage von Fanghänel bisher bei weitem nicht ausgeschöpft. Allerdings sind auch kleine Mengen dieser Stoffe als so gefährlich einzustufen, dass sich manch einer (darunter auch die BUZO) eine Reduzierung dieser Mengen wünscht.
Die Mediation könnte bei der Herausgabe dieser Ausgabe des umwelt&verkehr abgeschlossen sein. Wichtigstes Ergebnis ist aber aus Sicht der BUZO schon jetzt, dass solche Vorhaben nicht im Geheimen geplant, beschlossen und umgesetzt werden. Die Notwendigkeit der Atomforschung muss immer wieder neu auf den Prüfstand gestellt und auf ein Mindestmaß reduziert werden. Die Erforschung neuer Atombrennstoffe für den Einsatz in Kernkraftwerken sieht die BUZO nach Fukushima auch auf europäischer Ebene als überflüssig an. Dieser Forschungsbereich von EURATOM sollte alsbald zum Auslaufmodell werden.
Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 3/11
Stand des Artikels: 2011! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.