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Kiezblocks in Karlsruhe

Kiezblock-Prinzip; Lizenz: CC-by-sa-4.0, Changing Citys e.  V., Quelle: https://changing-cities.org/wp-content/uploads/2020/03/CC_Kiezblocks_Grafik-1536x954.png
Beispielhaftes Kiezblock-Konzept in der alten Südstadt; Grafik: Dennis Scherle, Hintergrund: © OpenStreetMap Mitwirkende
Anklicken für größere Versionen bei beiden Grafiken.

Wer ist Kiezblocks Karlsruhe?

Wir sind eine Bürgerinitiative, aktuell bestehend aus einem zentralen Orgateam von vier Personen, die sich Ende letzten Jahres aus einer Arbeitsgruppe der Grünen gebildet hat. Wir haben uns aus der Partei ausgegliedert und sind aktuell dabei eine Vereinsstruktur aufzubauen. Am 25. Juni hatten wir als unsere erste Veranstaltung ein Straßenfest auf der Hirschbrücke, wo wir für eine autofreie Hirschbrücke geworben haben und auf das Thema aufmerksam gemacht haben. Uns ist die Meinung der Bewohner*innen sehr wichtig, weswegen wir an solchen Aktionen in den direkten Austausch vor Ort gehen und gleichzeitig den Kontakt zu Vereinen wie dem VCD, ADFC, den örtlichen Bürgervereinen und Initiativen wie dem Fuß- und Radentscheid suchen. Unser Ziel ist es, einen längerfristigen Verkehrsversuch in einem der Wohnquartiere gemeinsam mit der Stadt durchzuführen, um den Bewohner*innen die Vorteile eines Kiezblocks zeigen zu können. Zuerst einmal aber einen Schritt zurück:

Was sind Kiezblocks?

Ein Kiezblock ist ein städtisches Quartier ohne Kfz-Durchgangsverkehr. Die Straßen gehören hauptsächlich dem Fuß-, Rad- und öffentlichen Nahverkehr; das Auto ist nur zu Gast. Alle Gebäude sind trotzdem für Anwohner, Rettungsfahrzeuge, Müllabfuhr, Lieferverkehr etc. erreichbar, nur eine durchgängige Querung mit dem Kfz ist            nicht mehr möglich. Die übrigen            (Wohn-)Straßen werden zu Grünflächen, Fußgängerzonen oder mit Radwegen und Straßenmöbeln versehen. Damit der Kfz-Verkehr nicht einfach auf den Nachbarkiez ausweicht, ist es entscheidend, angrenzende Quartiere bei der Gestaltung von Kiezblocks zu berücksichtigen und in die Planung miteinzubeziehen.
Mehr Informationen dazu auf
www.changing-cities.org

Woher kommt die Idee?

Kiezblocks nehmen Ideen aus den Superblocks aus Barcelona auf und kombinieren sie mit den niederländischen „Kompartments”. In der Praxis bedeutet das, Mischnutzungsflächen innerhalb eines Kiezblocks zu definieren — für Radfahrende, zu Fuß Gehende und Menschen, die die Straßenräume wiederbeleben wollen. Nur Bewohner*innen und Anlieger*innen dürfen innerhalb eines Blocks mit dem Auto fahren. Der Kfz-Durchgangsverkehr hingegen verläuft auf den dafür vorgesehenen Hauptstraßen. Die sind — laut Mobilitätsgesetz — so umgebaut, dass geschützte Rad- und Fußwege sowie sicheres Kreuzungsdesign auch ungeschützten Verkehrsteilnehmer*innen ein sicheres und komfortables Vorankommen ermöglichen.

Was bringen Kiezblocks?

Weniger Kfz-Verkehr in den Quartieren bedeutet weniger schädliche Luft- und Lärmemissionen. Die Aufenthaltsqualität für Anwohner*innen und Anlieger*innen steigt, und die Straßen werden sicherer. Für Fuß-, Rad- und öffentlichen Nahverkehr werden die Verbindungen attraktiver und zeitsparender. Auch Lieferverkehre profitieren von der Verkehrsvermeidung in den Nebenstraßen, zumal der Durchgangsverkehr wegfällt. Kiezfremde Kfz-Fahrer*innen müssen Umwege über die Hauptstraßen einrechnen; die Wege des kiezeigenen Kfz-Verkehrs wird im schlimmsten Fall einige hundert Meter länger.

Beispielhaftes Kiezblock-Konzept in der alten Südstadt mit durchgezogenem Grünstreifen

Grundgedanke, der in Kooperation mit dem KIT entstanden ist, ist die Umsetzung des Kiezblock-Konzepts mit einem durchgezogenen Grünstreifen, der das Quartier in zwei sinnvoll untergliederte Kieze aufteilt.

Der querende Durchgangsverkehr wird durch Modalfilter (bspw. Poller) verboten und die entsprechenden Straßen werden zu Einbahnstraßen. Dadurch ergibt sich eine zentrale grüne Oase in der Südstadt. Diese sollte als Naherholungsgebiet und zur Klimaanpassung einen wesentlichen Beitrag leisten.

Einen Nachteil, im Vergleich zum Vorreiterbeispiel Barcelona, ergibt sich leider durch den durchgezogenen Grünstreifen: Die Verkehrsführung für den motorisierten Individualverkehr wird stark erschwert und es ergeben sich einige Straßen, in denen man nicht ohne Sackgassen auskommt. Man sieht aber heute schon, bei der langfristigen Baustelle in der Marienstraße, dass die Anwohner*innen mit Sackgassen gut auskommen können. Außerdem ermöglichen insbesondere diese, bspw. durch Einrichten von Spielstraßen, eine andere Nutzung des öffentlichen Raumes für Sitz- und Spielmöglichkeiten.

Den Durchgangsverkehr zu sperren, hilft als einzige Maßnahme nicht. Denn aktuell werden die Wohnquartiere, wie Südstadt, Südweststadt, Oststadt, etc. häufig als P+R Fläche von Besucher*innen der Stadt, des Zoos, des Kinos, und weiteren Angeboten genutzt. Grund dafür ist natürlich das kostenlose Parken mit guter Anbindung zum Ziel. Genau diese Ausgangslage gilt es zu unterbinden, weswegen wir in allen Wohnquartieren flächendeckende Bewohnerparkzonen einführen wollen und alle Parkplätze, die nicht als Bewohnerparkplatz ausgeschrieben werden können, kostenpflichtig machen wollen.

Mit dem Verhindern des Durchgangverkehrs und der flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung haben nur noch Bewohner*innen und Anlieger*innen ein Interesse daran, mit ihrem PKW die Wohnquartiere zu befahren, was direkt das Verkehrsaufkommen in den einzelnen Straßen drastisch reduziert. Zudem kann dann in einem nächsten Schritt eine sukzessive Reduktion der Parkplätze gestartet werden, um diese für Grünflächen, Außengastronomie, Sitz- & Spielmöglichkeiten zu nutzen. Mit dieser Reduktion muss gleichzeitig ein stadtweites Konzept für P+R Flächen mit guter Anbindung an das örtliche ÖPNV Netz einhergehen. Außerdem gibt es noch die Möglichkeit, wie in Mannheim oder anderen Städten, Anwohner*innen Parkausweise für Besucher*innen auszustellen, sodass diese nicht den vollen Tarif bezahlen müssen, um im Kiez zu parken.

Zusammenfassend können wir sagen, dass mit unserem Kiezblock Konzept durch niederschwellige und kostengünstige Maßnahmen die Stadt eine Möglichkeit hat, die Lebensqualität in den Wohnquartieren immens zu steigern und dabei gleichzeitig Klimaschutz und Klimaanpassungsmaßnahmen durchzuführen. Unser Wunsch ist es, dieses Konzept, z. B. in der Südstadt, für mehrere Monate zu testen und dies begleitend mit einer Hochschule zu untersuchen, sodass die Effekte quantitativ erfasst werden können.

Falls Du Interesse an unserem Thema und/oder unserer Arbeit hast, möchten wir noch auf unsere Homepage verweisen: www.ka-kiezblocks.de Dort können auch Vorschläge über das Kontaktformular für weitere Umsetzungsmöglichkeiten an uns gesendet werden. Außerdem sind wir auf der Suche nach Helfer*innen im Orga Team und/oder für nächste Aktionen, Feste o. ä.

Vielen Dank fürs Lesen!

Dennis Scherle

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